Autor: Redaktion

🕓

Geschätzte Lesedauer: 6 Minuten

Das Wich­tigs­te auf einen Blick

  • 📖 Defi­ni­ti­on und Ursa­chen: Ein Roll­na­gel (Ungu­is con­vo­lu­tus) ist eine krank­haf­te Ver­for­mung des Nagels, bei der sich die seit­li­chen Rän­der stark ein­rol­len. Haupt­ur­sa­chen sind fal­sches Schnei­den der Nägel, zu enge Schu­he und Fußfehlstellungen.
  • 😣 Sym­pto­me: Schmer­zen, Druck­ge­fühl und teils Ent­zün­dun­gen; For­men rei­chen von leicht ein­ge­roll­ten bis zu extrem gekrümm­ten Nägeln.
  • 👩‍⚕️ Behand­lung: Podo­lo­gi­sche Maß­nah­men wie Nagel­kor­rek­tur­span­gen, Tam­po­na­den und fach­ge­rech­tes Schnei­den kön­nen die Form ver­bes­sern und Beschwer­den lindern.

Mit einer sanf­ten Nagel­kor­rek­tur mit Hilfe einer Span­ge kön­nen wir die Nagel­plat­te gezielt anhe­ben und so Druck­schmer­zen schnell lindern.

Maria­na Atanasova

Staatl. gepr. Podo­lo­gin, Podo­lo­gie Ostalb

Was ist ein Rollnagel?

Ein Roll­na­gel ist eine Nagel­ver­for­mung, bei der sich die Nagel­plat­te über­mä­ßig seit­lich ein­rollt und die Rän­der in das umlie­gen­de Gewe­be drücken.

Typi­scher­wei­se betrifft ein Roll­na­gel die Fuß­nä­gel, vor allem den gro­ßen Zeh, kann aber sel­te­ner auch an Fin­ger­nä­geln auftreten.

Betrof­fe­ne erken­nen, dass sich der Nagel­rand wie eine klei­ne Röhre oder Tüte über das Nagel­bett legt (soge­nann­te Tüten­form) oder an nur einer Seite ein­ge­rollt sein kann (Zie­gel­form).

Ungu­is con­vo­lu­tus ist also mehr als nur ein kos­me­ti­sches Pro­blem – die seit­li­chen Nagel­rän­der kön­nen sich in den Nagel­falz boh­ren und Schmer­zen verursachen.

Bild #1: Rollnagel

Roll­na­gel vs. ein­ge­wach­se­ner Nagel

Ein Roll­na­gel wird oft mit einem ein­ge­wach­se­nen Nagel verwechselt.

Der Unter­schied liegt in der Form und Ursa­che:

Beim ein­ge­wach­se­nen Nagel bohrt sich meist ein schar­fer Nagel­rand punk­tu­ell in die Haut (häu­fig durch fal­sches Schnei­den verursacht).

Beim Roll­na­gel hin­ge­gen ist die gesam­te Nagel­plat­te gekrümmt. Sie wölbt sich quer zur Wuchs­rich­tung, und die Rän­der rol­len sich ein und drü­cken in den Nagelfalz.

Wich­tig ist diese Unter­schei­dung, da die Behand­lung sich unter­schei­det – ein Roll­na­gel heilt nicht von selbst zurück.

Bild #2: Rollnagel

Ursa­chen und Risikofaktoren

Roll­nä­gel kön­nen durch ver­schie­de­ne Fak­to­ren ent­ste­hen, oft wir­ken meh­re­re gemeinsam:

Mecha­ni­scher Druck

Zu enge oder spit­ze Schu­he sind die häu­figs­te Ursa­che. Dau­er­haf­ter Druck von Schuh­spit­zen oder Strümp­fen führt dazu, dass sich die Nagel­rän­der einrollen.

Auch Fuß­fehl­stel­lun­gen oder ein Trau­ma kön­nen das Nagel­wachs­tum seit­lich verschieben.

Gra­fik #1: Pas­sen­des Schuhwerk

Fal­sche Nagelpflege

Unsach­ge­mä­ßes Schnei­den ver­stärkt Roll­nä­gel. Schnei­det man zu rund oder ent­fernt zu viel Nagel, klap­pen die Kan­ten weg. Exper­ten emp­feh­len, den Nagel in klei­nen Schrit­ten gera­de zu kürzen.

Gra­fik #2: Fuß­nä­gel rich­tig schneiden!

Gene­ti­sche Veranlagung

Man­che Men­schen haben von Natur aus stär­ker geroll­te Nägel. Roll­nä­gel tre­ten fami­li­är gehäuft auf.

Stoff­wech­sel- und Durchblutungsstörungen

Erkran­kun­gen wie Dia­be­tes mel­li­tus oder Schild­drü­sen­pro­ble­me kön­nen die Nagel­struk­tur schwächen.

Nagel­in­fek­tio­nen

Ein Nagel­pilz ver­dickt und brü­chig macht den Nagel, was das Ein­rol­len begünstigt.

Schlech­te Fußhygiene

Stark schwit­zen­de, feuch­te Füße rei­zen die Haut und begüns­ti­gen Veränderungen.

Belas­tungs­asym­me­trien

Unter­schied­lich belas­te­te Füße durch z. B. Sport oder Fehl­stel­lun­gen kön­nen den Nagel verformen.

Durch diese Ein­flüs­se bil­det sich typi­scher­wei­se eine Tüten­na­gel- oder Zie­gel­form. In Extrem­fäl­len win­det sich der Nagel spi­ral­för­mig ein. Oft lässt sich keine ein­zel­ne Ursa­che fin­den, son­dern es ist ein Zusam­men­wir­ken meh­re­rer Faktoren.

Sym­pto­me eines Rollnagels

Die Beschwer­den tre­ten meist schlei­chend auf.

Typi­sche Sym­pto­me sind:

  • Nagel­krüm­mung
  • Druck­schmerz beim Gehen oder durch enge Schuhe
  • Rötung und Schwel­lung des umlie­gen­den Gewebes
  • Ent­zün­dungs­zei­chen, ggf. mit Eiterbildung
  • Horn­haut oder Druckstellen
  • Pilz­in­fek­tio­nen durch ein­ge­schlos­se­ne Feuchtigkeit

Oft wird die Ver­for­mung erst dann bemerkt, wenn Schmer­zen auf­tre­ten oder eine Ent­zün­dung beginnt.

Ach­tung

Unbe­han­delt kann dar­aus ein ein­ge­wach­se­ner Nagel werden.

Behand­lung von Rollnägeln

Die Behand­lung hängt vom Schwe­re­grad ab. Ziel ist es, den Druck zu ent­las­ten, Schmer­zen zu lin­dern und die Form zu korrigieren.

Selbst­hil­fe und Vorsichtsmaßnahmen

  • Warme Fuß­bä­der mit Salz­was­ser oder Kamille
  • Nagel­falz­tam­po­na­de mit wei­chem Vlies
  • Druck­schutz durch Gel­kis­sen oder Pflaster
  • Rich­ti­ges Schnei­den mit geeig­ne­tem Nagelwerkzeug
  • Schuh­wech­sel zu zehen­freund­li­chem Schuhwerk
  • Hygie­ne und Pfle­ge zur Vor­beu­gung von Entzündungen

Bild #3: Fußbad

Wich­tig

Keine Selbst­be­hand­lung mit schar­fen Werk­zeu­gen oder radi­ka­lem Her­aus­schnei­den des Nagels.

Podo­lo­gi­sche Behand­lung und Nagelspangen

  • Fach­ge­rech­ter Schnitt der Nagelplatte
  • Tam­po­na­de zur sofor­ti­gen Druckentlastung
  • Nagel­kor­rek­tur­span­gen (z. B. Draht- oder Kle­be­span­gen), um den Nagel sanft anzuheben
  • Regel­mä­ßi­ge Kon­trol­le und Nach­stel­lung der Spangen

Die Behand­lung durch einen Podo­lo­gen ist meist schmerz­frei und sehr effek­tiv. Viele Kran­ken­kas­sen über­neh­men die Kos­ten bei ärzt­li­cher Verordnung.

Bild #4: Roll­na­gel mit Nagelspange

Ope­ra­ti­ve Eingriffe

Bei schwe­ren Fäl­len kann eine Ope­ra­ti­on not­wen­dig sein:

  • Teil­na­gel-Ent­fer­nung samt Wurzelanteil
  • Voll­stän­di­ge Ent­fer­nung der Nagelplatte
  • Behand­lung mit Laser oder che­mi­schen Mitteln

Diese Ein­grif­fe erfol­gen in der Regel ambu­lant und ver­hin­dern ein erneu­tes Ein­rol­len dauerhaft.

Vor­beu­gung und Pflege

  • Nägel gera­de schnei­den, nicht zu kurz
  • Keine engen Schu­he tragen
  • Regel­mä­ßi­ge Fuß­pfle­ge betreiben
  • Gute Hygie­ne (tro­cke­ne, gepfleg­te Haut)
  • Druck­ver­mei­dung durch pas­sen­de Hilfsmittel
  • Fuß­kon­trol­len, beson­ders bei Diabetes

Wer diese Maß­nah­men beher­zigt, kann das Risi­ko für Roll­nä­gel deut­lich redu­zie­ren.

Wann zum Arzt?

Suchen Sie pro­fes­sio­nel­le Hilfe bei:

  • star­ken Schmer­zen oder Eiter
  • anhal­ten­der Entzündung
  • Taub­heits­ge­füh­len (z. B. bei Diabetes)
  • Fie­ber oder Ver­schlech­te­rung trotz Behandlung

Ein Arzt oder Podo­lo­ge kann gezielt hel­fen und pas­sen­de Maß­nah­men ergreifen.

Bild #5: Ärzt­li­che Beratung

Fazit

Roll­nä­gel sind eine häu­fi­ge, aber gut behan­del­ba­re Nagel­er­kran­kung. Früh­zei­tig erkannt, las­sen sie sich durch geziel­te Pfle­ge, podo­lo­gi­sche Span­gen oder – in sel­te­nen Fäl­len – ope­ra­ti­ve Ein­grif­fe effek­tiv behandeln.

Wich­tig ist, das Pro­blem nicht zu igno­rie­ren und bei Beschwer­den fach­li­che Hilfe in Anspruch zu neh­men. Wer vor­beugt, hat gute Chan­cen, dau­er­haft beschwer­de­frei zu bleiben.

Häu­fig gestell­te Fra­gen (FAQ)

Was ist ein Rollnagel?

Ein Roll­na­gel ist ein ein­ge­roll­ter Zehen­na­gel, bei dem die seit­li­chen Rän­der in das Gewe­be drü­cken. Die Nagel­plat­te ist stark gekrümmt.

Wie ent­steht ein Rollnagel?

Durch mecha­ni­schen Druck (z. B. enge Schu­he), fal­sches Schnei­den, gene­ti­sche Ver­an­la­gung oder gesund­heit­li­che Pro­ble­me wie Dia­be­tes oder Pilzinfektionen.

Wie kann man einen Roll­na­gel behandeln?

Leich­te Fälle mit Fuß­bä­dern und Druck­ent­las­tung, schwe­re­re durch podo­lo­gi­sche Behand­lung oder Span­gen­the­ra­pie. Bei Ent­zün­dung kann ein ope­ra­ti­ver Ein­griff not­wen­dig sein.

Wann soll­te man zum Arzt oder Podo­lo­gen gehen?

Bei Schmer­zen, Ent­zün­dun­gen, Eiter, Taub­heits­ge­füh­len oder Ver­schlech­te­rung trotz Pflege.

Kann man einen Roll­na­gel selbst entfernen?

Nein. Eigen­mäch­ti­ges Her­aus­schnei­den ist ris­kant. Eine pro­fes­sio­nel­le Behand­lung ist siche­rer und effektiver.

Was unter­schei­det einen Roll­na­gel von einem ein­ge­wach­se­nen Nagel?

Der Roll­na­gel ist ring­för­mig ein­ge­rollt, der ein­ge­wach­se­ne Nagel drückt punk­tu­ell mit der Spit­ze ins Gewebe.

Wer über­nimmt die Kos­ten der Behandlung?

Viele Kran­ken­kas­sen über­neh­men podo­lo­gi­sche Behand­lun­gen bei medi­zi­ni­scher Not­wen­dig­keit. Eine ärzt­li­che Ver­ord­nung ist oft Voraussetzung.

Quel­len, Fach­li­te­ra­tur & Studien

Rabe, E., & Bichel, G. (2016). Roll­na­gel (Ungu­is con­vo­lu­tus). In E. Rabe & G. Bichel (Hrsg.), Podo­lo­gie – Lehr­buch und Atlas (2. Aufl., S. 237–240). Springer.

Han­eke, E. (2005). Erkran­kun­gen der Nägel. In G. Ple­wig & T. Ruzi­cka (Hrsg.), BASISLEHRBUCH DERMATOLOGIE (2. Aufl., S. 276–289). Springer.

Hei­del­ber­ger, T., & Spar­rer, C. (2017). The­ra­pie­op­tio­nen beim Ungu­is con­vo­lu­tus – Kon­ser­va­tiv vs. chir­ur­gisch. Der Haut­arzt, 68(9), 755–761.

Über den Autor

Redaktion

Unsere Redaktion besteht aus einem interdisziplinären Team. Wir schreiben zu den unterschiedlichsten Themen in den Bereichen der Podologie und der medizinischen Fußpflege. Jeder Artikel wird von einer staatl. gepr. Podologin überprüft, ergänzt und ggf. korrigiert.

Mehr über die Redaktion

Weitere Themen