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Das Wichtigs­te auf einen Blick

  • Defini­ti­on und Ursachen: Ein Rollna­gel (Unguis convo­lu­tus) ist eine krank­haf­te Verfor­mung des Nagels, bei der sich die seitli­chen Ränder stark einrol­len. Haupt­ur­sa­chen sind falsches Schnei­den der Nägel, zu enge Schuhe und Fußfehlstellungen.
  • Sympto­me: Schmer­zen, Druck­ge­fühl und teils Entzün­dun­gen; Formen reichen von leicht einge­roll­ten bis zu extrem gekrümm­ten Nägeln.
  • Behand­lung: Podolo­gi­sche Maßnah­men wie Nagel­kor­rek­tur­span­gen, Tampo­na­den und fachge­rech­tes Schnei­den können die Form verbes­sern und Beschwer­den lindern.

Was ist ein Rollnagel?

Ein Rollna­gel ist eine Nagel­ver­for­mung, bei der sich die Nagel­plat­te übermä­ßig seitlich einrollt und die Ränder in das umlie­gen­de Gewebe drücken.

Typischer­wei­se betrifft ein Rollna­gel die Fußnä­gel, vor allem den großen Zeh, kann aber selte­ner auch an Finger­nä­geln auftreten.

Betrof­fe­ne erken­nen, dass sich der Nagel­rand wie eine kleine Röhre oder Tüte über das Nagel­bett legt (sogenann­te Tüten­form) oder an nur einer Seite einge­rollt sein kann (Ziegel­form).

Unguis convo­lu­tus ist also mehr als nur ein kosme­ti­sches Problem – die seitli­chen Nagel­rän­der können sich in den Nagel­falz bohren und Schmer­zen verursachen.

Rollnagel

Bild #1: Rollnagel

Rollna­gel vs. einge­wach­se­ner Nagel

Ein Rollna­gel wird oft mit einem einge­wach­se­nen Nagel verwechselt.

Der Unter­schied liegt in der Form und Ursache:

Beim einge­wach­se­nen Nagel bohrt sich meist ein schar­fer Nagel­rand punktu­ell in die Haut (häufig durch falsches Schnei­den verursacht).

Beim Rollna­gel hinge­gen ist die gesam­te Nagel­plat­te gekrümmt. Sie wölbt sich quer zur Wuchs­rich­tung, und die Ränder rollen sich ein und drücken in den Nagelfalz.

Wichtig ist diese Unter­schei­dung, da die Behand­lung sich unter­schei­det – ein Rollna­gel heilt nicht von selbst zurück.

Rollnagel

Bild #2: Rollnagel

Ursachen und Risikofaktoren

Rollnä­gel können durch verschie­de­ne Fakto­ren entste­hen, oft wirken mehre­re gemeinsam:

Mecha­ni­scher Druck

Zu enge oder spitze Schuhe sind die häufigs­te Ursache. Dauer­haf­ter Druck von Schuh­spit­zen oder Strümp­fen führt dazu, dass sich die Nagel­rän­der einrollen.

Auch Fußfehl­stel­lun­gen oder ein Trauma können das Nagel­wachs­tum seitlich verschieben.

Wichtig: Auf passendes Schuhwerk achten

Grafik #1: Passen­des Schuhwerk

Falsche Nagel­pfle­ge

Unsach­ge­mä­ßes Schnei­den verstärkt Rollnä­gel. Schnei­det man zu rund oder entfernt zu viel Nagel, klappen die Kanten weg. Exper­ten empfeh­len, den Nagel in kleinen Schrit­ten gerade zu kürzen.

Nägel richtig schneiden

Grafik #2: Fußnä­gel richtig schneiden!

Geneti­sche Veranlagung

Manche Menschen haben von Natur aus stärker geroll­te Nägel. Rollnä­gel treten famili­är gehäuft auf.

Stoff­wech­sel- und Durchblutungsstörungen

Erkran­kun­gen wie Diabe­tes melli­tus oder Schild­drü­sen­pro­ble­me können die Nagel­struk­tur schwächen.

Nagel­in­fek­tio­nen

Ein Nagel­pilz verdickt und brüchig macht den Nagel, was das Einrol­len begünstigt.

Schlech­te Fußhygiene

Stark schwit­zen­de, feuch­te Füße reizen die Haut und begüns­ti­gen Veränderungen.

Belas­tungs­asym­me­trien

Unter­schied­lich belas­te­te Füße durch z. B. Sport oder Fehlstel­lun­gen können den Nagel verformen.

Durch diese Einflüs­se bildet sich typischer­wei­se eine Tüten­na­gel- oder Ziegel­form. In Extrem­fäl­len windet sich der Nagel spiral­för­mig ein. Oft lässt sich keine einzel­ne Ursache finden, sondern es ist ein Zusam­men­wir­ken mehre­rer Faktoren.

Sympto­me eines Rollnagels

Die Beschwer­den treten meist schlei­chend auf.

Typische Sympto­me sind:

  • Nagel­krüm­mung
  • Druck­schmerz beim Gehen oder durch enge Schuhe
  • Rötung und Schwel­lung des umlie­gen­den Gewebes
  • Entzün­dungs­zei­chen, ggf. mit Eiterbildung
  • Hornhaut oder Druckstellen
  • Pilzin­fek­tio­nen durch einge­schlos­se­ne Feuchtigkeit

Oft wird die Verfor­mung erst dann bemerkt, wenn Schmer­zen auftre­ten oder eine Entzün­dung beginnt.

Achtung

Unbehan­delt kann daraus ein einge­wach­se­ner Nagel werden.

Behand­lung von Rollnägeln

Die Behand­lung hängt vom Schwe­re­grad ab. Ziel ist es, den Druck zu entlas­ten, Schmer­zen zu lindern und die Form zu korrigieren.

Selbst­hil­fe und Vorsichtsmaßnahmen

  • Warme Fußbä­der mit Salzwas­ser oder Kamille
  • Nagel­falz­tam­po­na­de mit weichem Vlies
  • Druck­schutz durch Gelkis­sen oder Pflaster
  • Richti­ges Schnei­den mit geeig­ne­tem Nagelwerkzeug
  • Schuh­wech­sel zu zehen­freund­li­chem Schuhwerk
  • Hygie­ne und Pflege zur Vorbeu­gung von Entzündungen
Fußbad vor einer podologischen Behandlung

Bild #3: Fußbad

Wichtig

Keine Selbst­be­hand­lung mit schar­fen Werkzeu­gen oder radika­lem Heraus­schnei­den des Nagels.

Podolo­gi­sche Behand­lung und Nagelspangen

  • Fachge­rech­ter Schnitt der Nagelplatte
  • Tampo­na­de zur sofor­ti­gen Druckentlastung
  • Nagel­kor­rek­tur­span­gen (z. B. Draht- oder Klebe­span­gen), um den Nagel sanft anzuheben
  • Regel­mä­ßi­ge Kontrol­le und Nachstel­lung der Spangen

Die Behand­lung durch einen Podolo­gen ist meist schmerz­frei und sehr effek­tiv. Viele Kranken­kas­sen überneh­men die Kosten bei ärztli­cher Verordnung.

Rollnagel mit Nagelspange

Bild #4: Rollna­gel mit Nagelspange

Opera­ti­ve Eingriffe

Bei schwe­ren Fällen kann eine Opera­ti­on notwen­dig sein:

  • Teilna­gel-Entfer­nung samt Wurzelanteil
  • Vollstän­di­ge Entfer­nung der Nagelplatte
  • Behand­lung mit Laser oder chemi­schen Mitteln

Diese Eingrif­fe erfol­gen in der Regel ambulant und verhin­dern ein erneu­tes Einrol­len dauerhaft.

Vorbeu­gung und Pflege

  • Nägel gerade schnei­den, nicht zu kurz
  • Keine engen Schuhe tragen
  • Regel­mä­ßi­ge Fußpfle­ge betreiben
  • Gute Hygie­ne (trocke­ne, gepfleg­te Haut)
  • Druck­ver­mei­dung durch passen­de Hilfsmittel
  • Fußkon­trol­len, beson­ders bei Diabetes

Wer diese Maßnah­men beher­zigt, kann das Risiko für Rollnä­gel deutlich reduzie­ren.

Wann zum Arzt?

Suchen Sie profes­sio­nel­le Hilfe bei:

  • starken Schmer­zen oder Eiter
  • anhal­ten­der Entzündung
  • Taubheits­ge­füh­len (z. B. bei Diabetes)
  • Fieber oder Verschlech­te­rung trotz Behandlung

Ein Arzt oder Podolo­ge kann gezielt helfen und passen­de Maßnah­men ergreifen.

Ärztliche Beratung

Bild #5: Ärztli­che Beratung

Fazit

Rollnä­gel sind eine häufi­ge, aber gut behan­del­ba­re Nagel­er­kran­kung. Frühzei­tig erkannt, lassen sie sich durch geziel­te Pflege, podolo­gi­sche Spangen oder – in selte­nen Fällen – opera­ti­ve Eingrif­fe effek­tiv behandeln.

Wichtig ist, das Problem nicht zu ignorie­ren und bei Beschwer­den fachli­che Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wer vorbeugt, hat gute Chancen, dauer­haft beschwer­de­frei zu bleiben.

Häufig gestell­te Fragen (FAQ)

Was ist ein Rollnagel?

Ein Rollna­gel ist ein einge­roll­ter Zehen­na­gel, bei dem die seitli­chen Ränder in das Gewebe drücken. Die Nagel­plat­te ist stark gekrümmt.

Wie entsteht ein Rollnagel?

Durch mecha­ni­schen Druck (z. B. enge Schuhe), falsches Schnei­den, geneti­sche Veran­la­gung oder gesund­heit­li­che Proble­me wie Diabe­tes oder Pilzinfektionen.

Wie kann man einen Rollna­gel behandeln?

Leich­te Fälle mit Fußbä­dern und Druck­ent­las­tung, schwe­re­re durch podolo­gi­sche Behand­lung oder Spangen­the­ra­pie. Bei Entzün­dung kann ein opera­ti­ver Eingriff notwen­dig sein.

Wann sollte man zum Arzt oder Podolo­gen gehen?

Bei Schmer­zen, Entzün­dun­gen, Eiter, Taubheits­ge­füh­len oder Verschlech­te­rung trotz Pflege.

Kann man einen Rollna­gel selbst entfernen?

Nein. Eigen­mäch­ti­ges Heraus­schnei­den ist riskant. Eine profes­sio­nel­le Behand­lung ist siche­rer und effektiver.

Was unter­schei­det einen Rollna­gel von einem einge­wach­se­nen Nagel?

Der Rollna­gel ist ringför­mig einge­rollt, der einge­wach­se­ne Nagel drückt punktu­ell mit der Spitze ins Gewebe.

Wer übernimmt die Kosten der Behandlung?

Viele Kranken­kas­sen überneh­men podolo­gi­sche Behand­lun­gen bei medizi­ni­scher Notwen­dig­keit. Eine ärztli­che Verord­nung ist oft Voraussetzung.

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