Inhaltsverzeichnis
- Was ist eine podologische Komplexbehandlung — Definition und Zweck
- Der Ablauf einer podologischen Komplexbehandlung in 7 Schritten
- Voraussetzungen für eine podologische Komplexbehandlung
- Die podologische Komplexbehandlung bei Diabetes
- Bekommt man auch mit anderen Diagnosen eine podologische Komplexbehandlung?
- Muss man bei einer podologischen Behandlung die Kosten selbst tragen?
- Unser Fazit
Die podologische Komplexbehandlung ist eine spezielle Form der medizinischen Fußpflege und umfasst mehrere Schritte.
In diesem Beitrag stellen wir den genauen Ablauf vor und erklären die Besonderheiten dieser Behandlung.
Was ist eine podologische Komplexbehandlung? — Definition und Zweck
Gemäß der Heilmittel-Richtlinie (HeilM-RL) des Gemeinsamen Bundesausschusses wird die podologische Komplexbehandlung als „gleichzeitige Hornhautabtragung und Nagelbearbeitung“ definiert.
Merke
Es handelt sich folglich um eine Kombination aus mehreren podologischen Therapieformen.
Der Zweck einer podologischen Komplexbehandlung ist die fortschreitende Erkrankung beider Füße aufzuhalten und Konsequenzen, wie z.B. offene Wunden und Amputationen zu vermeiden.
Der Ablauf einer podologischen Komplexbehandlung in 7 Schritten
In der Praxis geht der Ablauf einer podologischen Komplexbehandlung weit über die Definition der Heilmittelverordnung hinaus.
Geschulter Blick
Erfahrene Podologen machen sich einen ersten Eindruck, sobald der Patient die Fachpraxis betritt, denn bereits anhand vom Gang, können sie erste Rückschlüsse auf mögliche Fußleiden ziehen.
Der allgemeine Verlauf einer podologischen Komplexbehandlung lässt sich in 7 übersichtliche Schritte aufteilen:
Schritte | Was wird gemacht? |
---|---|
1. Anamnese | Neben möglichen Risikofaktoren wird die medizinische Vorgeschichte des Patienten erfasst und Raum für ein vertrauensvolles Kennenlernen geschaffen. |
2. Untersuchung | Die Füße des Patienten werden gründlich auf sichtbare, aber auch subtile Auffälligkeiten, untersucht. |
3. Diagnose | Nun erfolgt die Diagnose und die Erstellung eines individuellen Behandlungsplans unter Berücksichtigung der Informationen aus der Anamnese, sowie weiterer Empfehlungen vom überweisenden Arzt. |
4. Hygienemaßnahmen | Vor der eigentlichen Behandlung werden die Füße des Patienten sorgfältig gereinigt. |
5. Therapie | Die Abtragung der Hornhaut und die Bearbeitung der Nägel werden unter Einsatz unterschiedlicher Instrumente vorgenommen. |
6. Nachgespräch | In einem beratenden Gespräch zeigt der Podologe auf, welche vorbeugenden Maßnahmen daheim umgesetzt werden können und gibt Tipps zur allgemeinen Fußpflege. |
7. Dokumentation | Abschließend wird der Verlauf der Behandlung genau protokolliert und die entsprechenden Dokumente archiviert. |
Ausgehend von der Lage des Patienten, liegen die einzelnen Schritte im Ermessen des behandelnden Podologen und können variieren, um eine optimale Versorgung zu sichern.
Dauer
Die podologische Komplexbehandlung hat eine durchschnittliche Dauer von 30 bis 50 Minuten.
Generell gilt: Für eine Erstbehandlung lieber mehr Zeit einplanen!
Die Dauer möglicher Folgetermine kann der Podologe erst nach der ersten Sitzung abwägen.
Voraussetzungen für eine podologische Komplexbehandlung
In der Regel ist die Voraussetzung für die Verordnung einer podologischen Komplexbehandlung die Feststellung der Notwendigkeit durch einen Haus- oder Facharzt.
Ob die Kosten gänzlich oder teilweise übernommen werden, kommt auf die Versicherung an.
Gut zu wissen
Eine podologische Komplexbehandlung kann sowohl auf Kassen-, als auch auf Privatrezept erfolgen.
Bei einem Privatrezept werden die Podologie-Kosten zunächst vom Patienten übernommen und anschließend bei der Krankenversicherung eingereicht.
Gültigkeitsdauer von Rezepten
Während Privatrezepte ab der Ausstellung 3 Monate gültig sind, muss ein Kassenrezept binnen 28 Tagen eingelöst werden.
Innerhalb von diesem vorgegebenen Zeitraum, muss der Podologe mit der Behandlung anfangen.
Um welche Art von Rezept es sich handelt, lässt sich an der Farbe erkennen.
Die podologische Komplexbehandlung bei Diabetes
Lange Zeit war das diabetische Fußsyndrom (DFS) eine der Hauptindikationen für eine podologische Komplexbehandlung.
Die Diagnose geht mit einer Beurteilung der Füße nach der Wagner-Armstrong-Klassifikation einher.
Diese Einteilung dient der Feststellung in welchem Stadium sich das diagnostizierte diabetische Fußsyndrom befindet und welche Behandlungsmöglichkeiten notwendig sind.
Eine stadiengerechte Wundversorgung ist wichtig, um weitere Schäden zu vermeiden!
Eine podologische Komplexbehandlung darf laut Heilmittelverordnung bei einer Feststellung des Wagner-Grades 0 und in den Armstrong-Stadien A bis D durch einen Podologen erfolgen.
Ab dem Wagner-Grad 1 ist eine ärztliche Behandlung notwendig, die eine Überweisung zum Chirurgen oder Dermatologen erfordert.
Achtung Ausnahme!
Eine Ausnahme stellt die Behandlung eingewachsener Zehennägel dar, die auch beim Wagner-Grad 1 durch einen Podologen vorgenommen werden darf.
Voraussetzung ist allerdings eine vorangehende ärztliche Verordnung.
Bekommt man auch mit anderen Diagnosen eine podologische Komplexbehandlung?
Auch wenn die podologische Komplexbehandlung weiterhin häufig bei Diabetes verordnet wird, können seit 2020 auch Patienten mit anderen Erkrankungen ein Rezept bekommen.
Dazu zählt das komplette oder teilweise Querschnittssyndrom, sowie diverse Erkrankungen des Nervensystems, die eine krankhafte Schädigung am Fuß bedingen können.
Muss man bei einer podologischen Behandlung die Kosten selbst tragen?
Der Prozentsatz einer möglichen Beihilfe und damit auch die Kosten, können bei der podologischen Komplexbehandlung variieren.
Wer Mitglied einer gesetzlichen Krankenversicherung ist, muss mit einem Eigenanteil von etwa 10 % und einer Verordnungsgebühr von 10 Euro rechnen.
Das hängt jedoch von der Krankenversicherung ab und sollte vor der Behandlung unbedingt erfragt werden.
Übernahme von Kosten
Die Kosten für eine podologische Komplexbehandlung werden von gesetzlichen Krankenkassen komplett übernommen, wenn man nach der Heilmittelverordnung 13 von der Zuzahlung befreit ist.
Unser Fazit
Die podologische Komplexbehandlung ist ein Ansatz, der im Wesentlichen zu einer ganzheitlichen und erfolgreichen Behandlung von Patienten beiträgt.
Ein amerikanisches Forscherteam verglich anhand einer Kohortenstudie die Anzahl der Amputationen bei Diabetes-Patienten über einen Zeitraum von 16 Jahren.
Aktuelle Studien
Schmidt et. al. (2017) stellten fest, dass dank podologischer Therapiemaßnahmen etwa 40 Amputationen unterer Gliedmaßen im Jahr vermieden werden konnten.
Diese Zahlen sprechen nicht nur für den eindeutigen positiven Effekt der Podologie, sondern auch für ihre unmittelbare Notwendigkeit in der modernen Medizin.